• „Tischtransaktion“ von Erfolg gekrönt – Das Kunstprojekt von Karin Meiner soll 2013 Menschen in ganz Rheinland-Pfalz zusammenbringen

    Posted on 16. Februar 2013 by admin in Presse.

    Kreis Ahrweiler/Region. Brautleute tauschen die Ringe, beste Freundinnen die Klamotten und „Tisch-Transakteure“ im Sinne der Gastfreundschaft ihr geselligstes Möbelstück. Tischlein wechsle dich hieß es rund drei Wochen während des Kultursommers Rheinland-Pfalz.

    Künstlerin Karin Meiner aus Burgbrohl stieß die „TischTransaktion“ an und konzipierte sie unter Mitarbeit des Kölner Künstlerkollegen Boris Nieslony, der die Idee mit der Künstlergruppe Die Fabrikanten(Linz, Österreich) entwickelt hatte (Blick aktuell berichtete).

    Wenn Tische reisen, bewegen sich auch die Menschen. Einzelne, Paare und Familien schickten ihren Tische zu anderen Standorten und nahmen Platz an eingetauschten Exemplaren. 20 Tage lang besuchten sich die Besitzer gegenseitig, luden weitere Gäste an die zeitweilig bei ihnen geparkten Tische und erlebten spannende Begegnungen.

     

    2013 landesweit

    Die Ergebnisse ermutigen die Künstlerin zu einer Neuauflage in 2013. „Dann möchte ich das Projekt auf ganz Rheinland-Pfalz ausdehnen“, so Meiner. Denn Zuspruch gibt es von vielen Seiten. Fast alle 30 Teilnehmer der diesjährigen Aktion aus den Kreisen Ahrweiler, Mayen-Koblenz und Koblenz Stadt wollen wieder mit dabei sein.

    Zudem ist die Planung von Kooperationen mit Einrichtungen in Trier, Mainz und Ludwigshafen bereits angelaufen. Ohnehin hatte die Künstlerin die Tischtransaktion 2012 von Anfang an als Pilotprojekt verstanden. Als Testlauf, der die Weichen stellen soll für das, was kommt. Unter anderem sind Zeitplan, Finanzierung und Transportlogistik die Schrauben, an denen es zu drehen gilt, damit die 2013er Aktion ein Erfolg wird, hat Meiner erkannt.

    Vermittlung der Idee

    „Mit spürbaren Auswirkungen“ informierten im März, April und Mai Radio, Tages- und Wochenzeitungen über das Projekt. „Auch über Facebook war die Werbung erfolgreich“,

    sagt Meiner. Die Reaktion auf 7000 ausgelegte Flyer zeigte indes, dass die einschlägigen Kulturorte, also Bildungseinrichtungen wie Museen, mehr Interessierten anlockten als Verwaltungen von Kreis oder Städten.

    Offenbar muss die mediale Vermittlung noch früher oder/und in veränderter Form stattfinden. Denn eine Reihe derer, die gerne mitgemacht hätten, erfuhren zu spät von der Möglichkeit. Manche Teilnehmer wiederum verstanden erst nach und nach, wie viel Spielraum ihnen ihre Rolle als TischTransakteur bot, obwohl Karin Meiner wiederholt erklärt hatte, „wir schaffen die Rahmenbedingungen, was dann an Kommunikation an den Tischen passiert, können die Gastgeber selbst entscheiden und herbeiführen“.

     

    Größeres Zeitfenster

    „Ich habe gesagt, jeder kann das Projekt nutzen, um es mit etwas Persönlichem zu füllen“, erklärt die Projektleiterin. Eine längere Laufzeit, so ihr Fazit nach Eingang der

    Reaktionen, kommt den Tischtauschern, die übrigens überwiegend im Kulturbereich tätig sind, vermutlich dabei entgegen, eigene Vorstellungen zu entwickeln und zu realisieren.

    Daher hat sie vor, die praktizierten drei Wochen 2013 auf sechs oder mehr auszudehnen.

    Zunächst sorgte sich Meiner, es könnten mehr Teilnehmer am Start

    sein, als organisatorisch zu bewältigen seien. Doch stellte sich die Anzahl von 30 Interessenten als verträgliche Größe heraus. Einzig der Aufwand für den Hin- und Rücktransport der Tische hatten die Künstler unterschätzt. Jeweils vier schweißtreibende Tage vor und nach der TischTransaktion beanspruchte die Zustellung im gemieteten

    Lieferwagen. „Das müssen wir nächstes Mal anders regeln. Über Transportunternehmen oder die Tischtauscher selbst, von denen einige von sich aus den Vorschlag gemacht haben.“

     

    Musizieren und zusammen kochen

    Begeistert ist sie von der Fantasie und dem Elan vieler Teilnehmer, wie sie einander kennenlernten, sich vernetzt haben und dabei Haltungen verändert haben. So wird das Kunstprojekt zum kreativen und sozialen Durchlauferhitzer.

    Meiner selbst vermittelte geeignete Tischtauschpartner, teilte die Kontaktdaten mit, kurbelte während des Projektes die Kommunikation an, hielt sie in Gang, beantwortete Fragen und gab Anregungen. Gefragt war also eine Kunst der Begleitung, nicht etwa zu verwechseln mit einer Anleitung. „Als Erste haben sich die verbunden gefühlt, die ihre Tische untereinander getauscht haben“, weiß die Koordinatorin. Sie interessierten sich dafür, wo ihr Tisch steht und wer daran sitzt, isst, plaudert und feiert. Weitere Gäste fanden sich ein.

    Im Durchschnitt waren es 20 pro Tauschtisch, wobei die Zahlen im Einzelnen völlig unterschiedlich ausfielen.

    So hat die Sängerin Andrea Neideck aus Plaidt dank ihrer Wohnzimmerkonzerte insgesamt 120 Gäste am Tauschtisch versammelt. Das andere Extrem ist eine Frau, deren einziger Gast kurzfristig absagte und die dennoch sehr froh über ihre Teilnahme war. Allein der Entschluss mitzutun, plus der Einbindung ins Projekt habe ihr aus einem psychischen Tief geholfen, wie sie versicherte. In Bad Neuenahr bildeten der Musiker Stephan Maria Glöckner, die Bildhauerin Beate Niepel und Künstler Dieter Wessinger (Grafik, Video, Installation) ein Trio, das es inspirierend fand,gemeinsam zu kochen und ins Gespräch zu kommen. Dagegen lud Karin Scharf aus Straßenhaus im Westerwald sich und andere Musiker bei verschiedenen Mittischtauschern ein, um ihnen ein Ständchen zu bringen. Musikalisch ging es auch bei Elke Marciniak in Burgbrohl zu, als sie und die Band „Anything goes“ zum offenen Probenabend rund um den Tauschtisch baten.

    „Bevor die die TischTransaktion 2013 landesweit durchgeführt wird, muss sie finanziell auf sicheren Boden stehen“, betont Karin Meiner, die Fördermittel von Land und Bund beantragen will. Extra-Aktionen sollten darüber hinaus vor Ort bezuschusst werden. Vorteilhaft ist dabei, dass sie schon anerkannte Partner ins Boot geholt hat. Dazu

    gehört als renommiertes Ausstellungshaus das Wilhelm-Hack-Museum in Ludwigshafen, wo Karin Meiner 2011 Kunstweltmeisterin wurde. Die ganze Geschichte lebt vom Prozess – auch im Vorlauf. Meiner: „Künstlerkollegen, die sich mit eigenen Projekten einklinken

    wollen, sind willkommen.“ – H.G. –  Hildegard Ginzler

     

    Blick aktuell, AW-Journal am Samstag für den Kreis Ahrweiler, Nr. 34/2012, 25. August, S. 7.

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