• RheinZeitung, 14.03.2013, Artikel der Mitarbeiterin Petra Ochs

    Posted on 14. Mai 2013 by admin in Presse.

    Bad Breisig. An einem kleinen Tisch sitzen sich Silvia Czech und die Performancekünstlerin Karin Meiner gegenüber. „Wir lassen uns auf ein Spiel ein“, sagt Meiner – mal sehen, was passiert. Utensilien des Spiels sind zwei lange Holzstäbchen, eine kleine Feder und ein Wollknäuel. Die Tischperformance kann beginnen: Der Faden des Wollknäuels windet sich um den Tisch, wickelt erst Karin Meiner ein und nimmt dann auch Silvia Czech mit in das Fadengespinst auf.
    Eigentlich wollte Karin Meiner den letzten Tag der Schau „Tabula Pintura“ von Sven Schalenberg im Bad Breisiger Kulturbahnhof ja dazu nutzen, inmitten der Ausstellung zu Tisch zu bitten, um ihr Kunstprojekt „Tischtransaktion RLP 2013“ vorzustellen und die Besucher zu animieren, doch auch mal ihren Tisch zu tauschen. Doch nun muss sie sich vor allem auf ihre interaktiven Tischperformances beschränken. Grund dafür ist ein abgelehnter Förderantrag, der es nötig machte, die Tischtransaktion um einige Monate ins Jahr 2014 zu verschieben.
    Zur Erinnerung: Im Rahmen des Kultursommers Rheinland-Pfalz 2012 hatte die Burgbrohler Künstlerin unter Mitarbeit ihres Kölner Künstlerkollegen Boris Nieslony Tische auf Reisen geschickt. 30 Teilnehmer – ganze Familien, Paare und Einzelpersonen – waren für das Pilotprojekt im nördlichen Rheinland-Pfalz bereit, sich auf ein Experiment einzulassen und für knapp drei Wochen ihre Tische zu tauschen, um an den eingetauschten Tischen Gäste zu empfangen. Auf einem begrenzten Raum in den Kreisen Ahrweiler und Mayen-Koblenz und der Stadt Koblenz hatte Meiner damit erfolgreich zeigen können, dass die Tischtransaktion überhaupt möglich ist.
    In diesem Jahr wollte sie die Aktion mit zahlreichen Vorfeldveranstaltungen und „Knotenprojekten“ in ganz Rheinland-Pfalz an den Start bringen. „Ich kann das Projekt aber nur machen, wenn es gefördert wird“, stellt Karin Meiner klar. Und da war es natürlich ein herber Schlag, dass vor kurzem der wichtigste Förderantrag beim Fonds für Soziokultur abschlägig beschieden wurde. Begründung: Das ungewöhnliche Projekt entspricht nicht den herkömmlichen Kriterien für eine Förderung.
    Meiner wurde stattdessen an den Kunstfonds verwiesen – doch dem sind bei der Tischtransaktion zu wenige Künstler und zu viele Laien dabei. Im kommenden Mai startet Karin Meiner nun einen erneuten Versuch, an die benötigte Förderung zu kommen. Den ursprünglichen Tischtauschtermin (Oktober/ November 2013) hat sie inzwischen auf März/April 2014 verschoben.
    Nichtsdestotrotz werden viele, aber längst nicht alle vorgesehenen Rahmenveranstaltungen der Tischtransaktion wie geplant stattfinden. So wird die Künstlerin Cordue im April in Saarburg ihren Workshop zum Thema Tisch anbieten, und auch das Wilhelm-Hack-Museum in Ludwigshafen hält an seiner Urban-Gardening-Aktion fest: Pflanztische sollen in der Stadt aufgestellt werden, um so eine Pflanzentauschbörse in Gang zu bringen. In Trier möchte die junge Performancekünstlerin Pia Müller eine Tisch-Rikscha bauen und darin Menschen aus Seniorenheimen zu ihren alten Wohnstätten befördern – zusammen mit Interessierten, die sich von den alten Menschen Geschichten aus deren Leben erzählen lassen.
    Für viele Künstler wurde das Thema Tisch dank der Tischtransaktion so schon zur Inspirationsquelle. Auch Karin Meiner selbst stellt den Tisch des Öfteren in den Mittelpunkt ihrer Performances – ganz so wie im Kulturbahnhof in Bad Breisig. Ihre „Tischpartnerin“ Silvia Czech, die sich im Laufe von Minuten „selbst verursachend eingesponnen und auch wieder befreit“ hat, ist jedenfalls begeistert. „Ich habe dabei tausend Gedanken gehabt“, sagt sie. Und auch die Idee der Tischtransaktion hat sie so neugierig gemacht, dass sie es sich durchaus vorstellen kann, im Frühjahr 2014 als Tischtauscherin mit von der Partie zu sein.

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